Ein Sturm aus Scheiße

Ein Sturm aus Scheiße

Deine Äußerung. Zu provokant, zu anspruchsvoll an die Moral des Pöbels, zu sophisticated für die breite Masse. Zu missverständlich. Zu viel Inhalt für eine Beschränkung von 140 Zeichen.

Langsam wird die erste Scheiße losgetreten. Antworten treffen ein, wie z. B. die exponentiell geäußerte Behauptung, man sei nicht im Besitz seines vollen Verstandes, würde hart erarbeitetes Steuergeld verschwenden oder man würde generell minderbemittelt sein. Diese aus der Luft gegriffenen Behauptungen werden gelikt, weiter geteilt und so weiter, bis deine Äußerung größere Aufmerksamkeit erhält. Es entsteht der kollektive Hype, deine Äußerung kacke zu finden.

Um auf den Hypetrain aufzuspringen und aus der Situation möglichst viel Eigenkapital in Form von Likes, Followern und Aufmerksamkeit herauszuheucheln, berichten einige Onlinemagazine über dich. Auch wenn du vorher für sie völlig uninteressant warst oder gar nicht zur Kenntnis genommen wurdest, behandeln sie dich jetzt wie das letzte Stück Scheiße.

Irgendwann berichten die mehr etablierten Medien des Internets über dich. Sie bemühen sich vielleicht, deine Äußerung und die Reaktionen in einem einigermaßen differenzierten Artikel darzustellen. Inzwischen ist die Aufmerksamkeit, die deine Äußerung hervorgerufen hat, riesengroß.

Wenn der Sturm aus Scheiße, diese beschissene Situation, über dich hinweggefegt ist, bist du erstmal wieder sauber. Die Aufmerksamkeitsspanne eines durchschnittlichen Nutzers in Social Media beträgt nach dem ersten großen Aufreger nur wenige Stunden, höchstens 24.

Danach kann es jedoch passieren, dass dein Ruf einen bleibenden Schaden erhalten hat. Eventuell entwickelt sich deine Äußerung zu einem aus seinem ursprünglichen Kontext gerissenen Meme, an dass sich noch für viele Jahre die Satiriker und zurückgebliebene Personen erinnern.

Also lieber den Mund halten, bevor du im Internet eine Äußerung tätigst, wofür du dann noch ewig angekackt wirst. Außer du glaubst, mit deinen Worten tatsächlich etwas verändern zu können. Aber das haben Worte ja so an sich, dass sie, wohl gesetzt, durchaus ein Veränderungspotenzial besitzen.

Links, Rechts

Links, Rechts

Regie: Slam-Rap, gehobene Stimme, wütend, rasches Tempo, Betonung liegt in den Strophen meistens auf letzter Silbe der Zeile. Beitragsbild siehe hier. Dieses Lied hat mich inspiriert.

 

Links rechts, links rechts, links rechts, links rechts

Links rechts, links rechts, links rechts, links rechts

Links rechts, links rechts, links rechts, links rechts

Meine Kämpfer, Marsch! Links rechts,

Meine Leute, Marsch! Links rechts,

Meine Kämpfer, Marsch! Links rechts,

Meine Kämpfer, kommt mit mir, links rechts,

Meine Leute, kämpft mit mir, links rechts,

Meine Kämpfer, kommt mit mir, links rechts

Meine Kämpfer, kommt mit mir! Links rechts.

 

Er lag auf dem Boden, seine Waffe daneben

Hört keinen Kampf, sieht nur das Licht seines Lebens

Ich geh vorbei, schau herab, er lächelt noch immer,

Ein gefallener Kämpfer, sein Krieg ist zu Ende.

 

Auf wessen Seite du stehst ist allen egal

Menschen sterben, das in immer größeren Zahlen

So hungrig auf morden, nur der eigene Tod stillt das Verlangen

Kugeln stoßen ins Fleisch, das Leben ist nun vergangen.

 

Ich hab ein schönes Leben, Gott, darum sage mir jetzt,

Ist dies Sterben? Nicht sein Tod hat seine Unschuld verletzt.

 

Sag mir, was war der Unterschied zwischen Bush und Saddam?

Zwischen Baghdadi, Bin Laden oder Idi Amin, Sarkawi

Für mich sind sie alle auf gleiche Art verdammt

Ihr Hass führt zu Mord, und das egal wo und wie.

 

Wenn kämpfen so wichtig ist für die Menschheit

So seh ich darin keinen Weg der Menschlichkeit.

Aber ich bin Kämpfer, hier links rechts links rechts

Mit der Waffe bei mir, bereit zu kämpfen, alle Zeit.

 

Aber ich bin Kämpfer, denn es ist meine Pflicht

Auch wenn ein Mann stirbt, ein Soldat weint nicht.

Und ich bin  Soldat, auf mein Ende erpicht.

 

Meine Kämpfer, kommt mit mir

Links rechts, meine Kämpfer, kommt mit mir

Links rechts, ich hab euch gesagt, das ist das Leben eines Kämpfers.

Ich komme um euch zu warnen, da ist Krieg, da ist Krieg draußen.

Und ihr könnt nicht fliehen, euch nicht verstecken.

 

Links rechts, links rechts, links rechts, links rechts

Links rechts, links rechts, links rechts, links rechts.

 

 

Neugier vs. Information

Neugier vs. Information

Es gibt etwas, das nennt sich Neugier. Neugier bedeutet, Lust am Entdecken zu haben, Neues zu erkunden, ja, „gierig“ nach Neuem zu sein. Es ist auch die Lust, mehr Wissen, mehr Informationen zu sammeln. Kinder sind wohl die neugierigsten Lebewesen, die es gibt. Das Problem dabei ist nur: Information beseitigt Neugier.

Information ist für jeden erstrebenswert: Je mehr Informationen, desto besser die Ausgangslage, desto besser die Basis, auf der wohlüberlegte Entscheidungen getroffen werden. Information wurde über die Jahrhunderte immer leichter zu erlangen, Prozesse wurden mit mehr Information immer effizienter und wohlüberlegter, die Leute handelten weiser. Heute haben wir endlich eine Zeit, in der Information für jeden am leichtesten zu bekommen ist, verglichen mit den vorherigen Zeiten.

„Aber denk´ doch mal einer an die Kinder!“ Zu meinem Leidwesen habe ich als Schulkind selbst erfahren müssen, dass das Schulsystem in seiner jetzigen Form die Neugier eher beseitigt als fördert. Infolgedessen ist mangelndes Interesse und Lustlosigkeit keine Sondererscheinung mehr.

Liegt da vielleicht genau der Knackpunkt in der Geschichte? Löst zu viel Information also eher einen gesellschaftlichen Verfall aus, wie er jetzt schon im Bereich der verbalen Kommunikation geschieht? Schon oft habe ich erlebt, wie ein wunderbares Streitgespräch durch ein stilles Nachgucken bei Wikipedia beendet wurde, schon oft habe ich Situationen erlebt, in denen informierte Mitglieder der Gesellschaft von ihrem eigenen Standpunkt derart überzeugt waren, dass sie sich nicht wirklich bemühten, die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen.

Ich wünsche mir mehr Neugier, mehr Interesse in unserer Gesellschaft. Wenn alle Protestanten, Querdenker und Neulinge (…-linge!) sich mehr bemühen würden, andere Sichtweisen verstehen zu wollen, sich nicht immer nur auf die gegebene Information von „oben“ zu verlassen, so würde das eine viel angenehmere, lebhaftere und humanere Atmosphäre hervorrufen, in der man gern auf fremde Leute zugeht, sich unvoreingenommen austauscht, und so weiter.


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